Der DSB gibt eine Studie in Auftrag und wird von den Medien vernascht

  • ... ich trainiere Jugendliche seit 1978 ... Ich hatte und habe im Moment auch wieder Jugendliche die an ADHS leiden und von denen ist keiner aggressiv. Anfang der 80 Jahre kam der Erste und weil ich nichts wusste von der Krankheit und mir das auch keiner sagte, war ich drauf und dran den Jugendlichen zu entfernen. ... ich wurde über die Krankheit aufgeklärt und ich lernte damit um zu gehen...


    Das ist auch einer der Knackpunkte. Als "alter Hase" bist du mit deiner Erfahrung allen Situationen gewachsen. Aber wie ist das bei einem "Betreuter" Anfänger?
    Der VÜL schafft eine gute Grundlage, aber einem ADHSler ist man dadurch noch lange nicht gewachsen. Beim Trainer C oder J ist weitaus mehr Psychologie auf dem Lehrplan. Nur ist es leider so, dass die meisten Schützenvereine gerade mal einen VÜL vorweisen können. Im Vergleich mit anderen Sportarten ist die Zahl der C/J im Schützenwesen sehr gering.
    Und jetzt kommt diese Studie. Sie empfiehlt dem DSB sein Bildungsprogramm weiter voranzutreiben, d.h. aber auch dass die Zahl der entsprechend ausgebildeten Trainer und Betreuer noch nicht hoch genug ist. Da darf man dann auch mal kritisch auf den eigenen "Laden" schauen.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Nur ist es leider so, dass die meisten Schützenvereine gerade mal einen VÜL vorweisen können.


    Grandioser Quatsch von olympischem Ausmaß. Schön wär's ja. Ist aber nicht.
    Bayern (resp. die Oberpfalz) ist nicht Deutschland und Deutschland ist nicht Bayern.

    Carcano

  • Hallo Ludwig,
    jeder von uns ist mal angefangen und hatte seine Schwierigkeiten, man macht die Lehrgänge heute ja noch mehr als damals und nach Möglichkeit den Trainer C. Es wird einem das Hirn voll geblasen mit Gesetzen, Richtlinien und vieles mehr. Nun gehst Du voller Euphorie ans Werk, ich bin Jugendsportleiter und habe schon gewisse Vorstellungen wie alles laufen soll. Dann wirst Du vor vollendeten Tatsachen gestellt, da brauchst Du als junger unerfahrener Sportleiter Hilfe. Wo bekommt man die, Kreis, Bezirk, Landesverband? Wo?

  • Grandioser Quatsch von olympischem Ausmaß. Schön wär's ja. Ist aber nicht.
    Bayern (resp. die Oberpfalz) ist nicht Deutschland und Deutschland ist nicht Bayern.

    Du bist also der Meinung, dass die meisten Schützenvereine mehr als einen VÜL oder jemanden mit höherer Ausbildung besitzen und das wohl irgendwie in Bayern anders ist als im Rest Deutschlands oder wie dürfen wir deinen Einwurf verstehen? Was Olympia damit zu tun hat erschließt sich mir nicht. Leute, ist es denn wirklich so schwer nicht gleich den ersten Gedankenfurz niederzuschreiben, sondern sich erstmal drüber Gedanken zu machen, was man denn nun eigentlich sagen möchte und wie man das anderen verständlich machen kann? Langsam bin ich es echt leid, dass man sich nur immer gegenseitig platte Einzeiler an den Kopf wirft anstatt miteinander zu diskutieren.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • jeder von uns ist mal angefangen und hatte seine Schwierigkeiten, man macht die Lehrgänge heute ja noch mehr als damals und nach Möglichkeit den Trainer C. Es wird einem das Hirn voll geblasen mit Gesetzen, Richtlinien und vieles mehr.


    Da hat Kogge schon recht. Deutschand hat - wie wär's auch anders zu erwarten - im Schießsport ein ziemlich detailliertes und ziemlich überbürokratisiertes Ausbildungswesen. Nur das, was tatsächlich gebraucht wird, das ist Mangelware. Stattdessen müssen Interessenten durch immer neue Ringlein hüpfen, quali als Beschäftigungstherapie.

    Das vorgegebene DOSB-Konzept wurde gedankenlos 1:1 übernommen (was der DOSB weder verlangt noch erwartet hatte). Um die Eigenheiten und Notwendigkeiten der eigenen Sportart kümmerte man sich bei dieser Übernahme nicht, stattdessen schwelgte man in Jargon.
    Und so wird nun inzwischen munter am Bedarf vorbei ausgebildet, und gegen jeden Hinweis auf die Realität bleibt man immun. Aber dazu habe ich hier ja schon (sehr) viel geschreben, deshalb kann ich mich kurz fassen mit diesem Hinweis.

    Carcano

  • Grandioser Quatsch von olympischem Ausmaß. Schön wär's ja. Ist aber nicht.
    Bayern (resp. die Oberpfalz) ist nicht Deutschland und Deutschland ist nicht Bayern.

    Carcano

    Also wenn du glaubst, dass es in Bayern gut ist, dann will ich mir gar nicht vorstellen wie es bei anderen Landesverbänden aussieht. Kürzlich wollte ich alle Jugendleiter in meinem Gau anschreiben und durfte feststellen, dass 1/3 der Vereine nicht mal einen hat. (Das hat allerdings mit der Zahl an VÜL nicht direkt etwas zu tun)

    Der BSSB bietet die volle Breite des DOSB Konzepts an. Das ist schon mal nicht schlecht aber wenn ich auf die Zahlen schaue, dann kommt Ernüchterung auf. Jährlich wird ein Lehrgang zum J und einer zum C Trainer angeboten. Wenn ich mal annehme, dass diese Lehrgänge ca. 60 Trainer ausspucken, dann ist das nichts bei einem Landesverband dieser Größe. Eine vernünftige Durchdringung mit qualifizierten Trainern wird man bei der Zahl nie erreichen, nicht mal wenn alle Trainer ihren Job 40 Jahre lang durchhalten. Ich bin mir sicher, wenn sich 200 jedes Jahr anmelden würden, dann würden auch 200 ihre Ausbildung bekommen. Nur sie tun es nicht. So gesehen geht die Studie mit dem DSB sehr freundlich um.
    Ich beobachte immer wieder, dass überall wo ein Verein einen C/J Trainer hat, auch die Nachwuchsarbeit sowohl quantitativ als auch qualitativ gut läuft. Vor allem liegt das am Engagement der Trainer, aber auch daran, dass ihnen das richtige Wissen vermittelt wurde. Ich habe auch noch nie einen sagen hören, dass die Kurse schlecht wären oder ähnliches. Im Gegenteil, alle raten dazu die Zeit zu investieren und diese Ausbildung zu durchlaufen. Also so schlecht kann das DOSB Programm ja nicht sein. (Gut, das ist jetzt nur Bayern, die Situation andernorts ist mir unbekannt)

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  • Die Trainer C Ausbildung ist nicht schlecht ich glaube davon war auch nicht die Rede , ebenso wie Sportleiter aber an der Jugendleiterbasis Lizenz hapert es meines Erachtens gewaltig. Das ich für die Jugend das Trainingsprogramm anders gestalten muss, dass leuchtet jeden ein, dass junge Jugendtrainer mit wenig Erfahrung im Umgang mit Menschen gefördert werden müssen, Beistand haben müssen, da fehlt es gewaltig. Wo soll so ein junger Mensch das her nehmen. Daher müsste die Jubila ganz anders ausgerichtet sein und junge Menschen die voller Elan das Traineramt übernehmen wollen, müssen eine gewisse Zeit eine zuverlässige Begleitung haben. Einige Vereine können das stemmen und dort klappt es, die es nicht können müsste Hilfe von oben angeboten werden.
    Noch eines zum Trainer C, einige Vereine können es ihren Mitgliedern anbieten und übernehmen die Kosten. Andere Vereine nicht und der Schein ist nicht billig da überlegt so mancher ob er es kann, da sollte man oben auch mal drüber nachdenken.

  • Lesen lernen, Geronimo. We üblich stimmt das, was ich schreibe. Du musst es also nur lesen und verstehen.

    Ok, was ich herausgelesen habe, das ist, dass laut Ludwig die Vereine meist gerade mal einen VÜL vorzuweisen haben, was du aber insofern als falsch bezeichnet hast, dass das wohl nur auf Bayern zutrifft. In anderen Landesverbänden ist also eine höhere Ausbildung üblich? Oder wolltest du sagen, dass in anderen Landesverbänden ein VÜL pro Verein schon positiv wäre, wobei ich mich dann schon frage, womit die ihre Eignung zur Obhut von Kindern und Jugendlichen nachweisen, aber was ich bisher von der JUBALI gehört habe, ist diese Ausbildung was die Jugendarbeit betrifft beispielsweise deutlich umfangreicher. Beim VÜL war das damals eine halbe Stunde.

    Der BSSB bietet die volle Breite des DOSB Konzepts an. Das ist schon mal nicht schlecht aber wenn ich auf die Zahlen schaue, dann kommt Ernüchterung auf. Jährlich wird ein Lehrgang zum J und einer zum C Trainer angeboten. Wenn ich mal annehme, dass diese Lehrgänge ca. 60 Trainer ausspucken, dann ist das nichts bei einem Landesverband dieser Größe. Eine vernünftige Durchdringung mit qualifizierten Trainern wird man bei der Zahl nie erreichen, nicht mal wenn alle Trainer ihren Job 40 Jahre lang durchhalten. Ich bin mir sicher, wenn sich 200 jedes Jahr anmelden würden, dann würden auch 200 ihre Ausbildung bekommen. Nur sie tun es nicht. So gesehen geht die Studie mit dem DSB sehr freundlich um.

    Stimmt, ich denke auf Vereinsebene sind wohl auch eher Vereinsübungsleiter (oder wie man sie auch immer lokal nennt) vorgesehen, denn von Inhabern der Lizenzen Jugendleiter oder Trainer C Basis und Trainer C wird etwas mehr Einsatz verlangt, sowohl finanziell als auch zeitlich, und mitunter ein anschließendes Engagement auf Gauebene. Die Ausbildungen zum Trainer J und Trainer C gibt es übrigens in dieser Form nicht mehr.

    Wo soll so ein junger Mensch das her nehmen. Daher müsste die Jubila ganz anders ausgerichtet sein und junge Menschen die voller Elan das Traineramt übernehmen wollen, müssen eine gewisse Zeit eine zuverlässige Begleitung haben. Einige Vereine können das stemmen und dort klappt es, die es nicht können müsste Hilfe von oben angeboten werden.

    Die wenigsten Vereine beginnen von heute auf morgen mit aktiver Jugendarbeit, so dass man sich an den anderen Trainern und ggf. dem eigenen Trainer orientieren kann, ob die nun eine Ausbildung haben oder nicht. Aber ja, Unterstützung wäre klasse, auch abseits der regelmäßigen Fortbildungen.

    Gerhard Seemüller

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    small minds discuss people.“

  • Wie Carcano schon öfter sehr pointiert schrieb, sind die Zugangshürden zur DSB-Trainerausbildung sinnlos hoch.
    Was man alles vorher für Papierchen bringen muß ...

    Auch weiß ich seit meinem Lehrgang C-Leistung, was uns bei C-Basis NICHT vermittelt wurde. Nämlich die korrekte Schießtechnik auf hohem Niveau.

    Abgesehen davon hängt die Qualität der Trainerarbeit nicht in erster Linie vom Level des Lizenzscheines ab, sondern vielmehr vom persönlichen didaktischen und pädagogischen Können (nur begrenzt erlernbar!) der beteiligten Personen ab.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Ja, Califax:
    Die Grundidee ist ja, dass jeder Verein, der auch tatsächlich Zuwachs hat (zumindest als Ersetzung der Abgänge), auch einen Vereinstrainer oder Clubtrainer hätte. Wer natürlich nur noch auf die Selbstauflösung wartet, braucht den nicht. Und genau diese Idee liegt dem französischen Modell zugrunde.

    Hinzu kommt noch die Überlegung, das die Ausbildung vor allem des Trainers C-Basis, aber zunehmend (!) auch die Ausbildung des Trainers C-Leistungssport sich nicht mehr nur auf (zunehmend imaginär) vorgestellte Kinder und Jugendliche als Trainingsteilnehmer fokussieren darf, sondern immer stärker auch das Training mit breitensportlich interessierten Erwachsenen und mit leistungsbereiten späteren EInsteigern ins Auge fassen muss. Auf das Beispiel von Khongorzul Tsagaandalai haben ich hier im Forum ja schon 2011 hingewiesen: 4 Jahre, nachdem sie erstmals geschossen hatte (mit 16 oder 17), war sie Weltmeisterin.
    Die anderen Sportvereine haben das auch längst erkannt.

    In Deutschland dagegen bildet der DSB in den meisten Landesverbände am Bedarf vorbei aus. Man bietet etwas an, das schön ist, aber oft weit mehr als die Leute brauchen und wollen, und macht umgekehrt dann auch die Hürden unnötig hoch und den Zugang unnötig schwer. Die ISSF ist da übrigens - wieder einmal - viel vernünftiger mit ihrer eigenen Trainerausbildung.

    Carcano

  • Ja, Califax:
    Die Grundidee ist ja, dass jeder Verein, der auch tatsächlich Zuwachs hat (zumindest als Ersetzung der Abgänge), auch einen Vereinstrainer oder Clubtrainer hätte. Wer natürlich nur noch auf die Selbstauflösung wartet, braucht den nicht. Und genau diese Idee liegt dem französischen Modell zugrunde.

    Hinzu kommt noch die Überlegung, das die Ausbildung vor allem des Trainers C-Basis, aber zunehmend (!) auch die Ausbildung des Trainers C-Leistungssport sich nicht mehr nur auf (zunehmend imaginär) vorgestellte Kinder und Jugendliche als Trainingsteilnehmer fokussieren darf, sondern immer stärker auch das Training mit breitensportlich interessierten Erwachsenen und mit leistungsbereiten späteren EInsteigern ins Auge fassen muss.

    ... auch die Hürden unnötig hoch und den Zugang unnötig schwer.

    Das klingt alles sehr einleuchtend und wäre schön wenn es so wäre.
    Ich würde aber trotzdem erst mal klein anfangen. Jeder Verein einen Trainer wäre schon toll. Wäre auch nicht schlecht, wenn dieser so ausgebildet wäre, dass er Anfänger jeden Alters in den Schießsport einführen kann, aber das halte ich für zweitrangig.

    Aber erklär mir das mit den Hürden noch mal.


    Zitat von BSSB Ausschreibungsheft 2015

    Bewerber werden nur zugelassen, wenn sie einen gültigen VereinsübungsleiterAusweis besitzen. Dieser ist mit der Bewerbung an den Bezirks-Referenten einzusenden. Ferner müssen alle Bewerber den Nachweis eines „Erste-Hilfe-Kurses“ erbringen. Dieser darf nicht älter als drei Jahre sein. Für die Bewerber der Gewehrausbildung muss zusätzlich die Ausbildung zur Standaufsicht nachgewiesen werden.

    Also (Bayern):

    • Vereinsübungsleiterausweis
    • Erste Hilfe Kurs
    • Ev. Standaufsicht
    • 350€ Lehrgangsgebühr (zahlt bei uns der Verein - man bekommt das ja doppelt und dreifach dann über die Vereinspauschale zurück). Verpflegung und Unterkunft übernimmt der Verband
    • Befürwortung des Gaues (zeig mir den Gau der das verweigert)
    • "Bewerbung" über den Bezirk

    Das sehe ich nicht unbedingt als große Hürden an. Mir erscheint es eher als große Hürde, dass das Kompaktlehrgänge sind. D.h. man muss sich ca. 10 Tage (in zwei Teilen) nach Hochbrück setzen. Das kann ja ganz nett und kuschelig sein, aber die Zeit muss man neben Beruf und Familie erst mal aufbringen. Ich finde es wäre leichter jeden Monat einen Samstag dort zu verbringen. Das höre ich auch immer wieder von Interessenten. Ich schätze den Referenten ist es kompakt lieber. Kann ich auch verstehen, weil die ja nebenher noch fast jedes Wochenende mit dem jeweiligen Kader unterwegs sind.

    Um noch mal auf die Studie zurück zu kommen. Diese bestätigt dem DSB auf einem guten Weg zu sein. Interessant wäre jetzt zu wissen, wie groß die Lücke zu "gut" tatsächlich ist und in wie weit es bei den Landesverbänden Unterschiede gibt. Ich bin auch gespannt, was mit der Studie weiter passiert. Ob man weitere Maßnahmen ergreift und ev. Druck auf die Landesverbände ausübt ihre Angebote auszubauen.

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  • Du gehörst aber nicht zu den Mönchen, die sich freiwillig selbst auspeitschen?

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Du gehörst aber nicht zu den Mönchen, die sich freiwillig selbst auspeitschen?

    Hmmmm.... das könnte eine Erklärung sein. Ist es aber nicht.

    Sicher, einfach anmelden ohne Vorbildung wäre einfacher. An die Uni darf man auch nicht direkt nach dem Kindergarten.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Wie Carcano schon öfter sehr pointiert schrieb, sind die Zugangshürden zur DSB-Trainerausbildung sinnlos hoch.
    Was man alles vorher für Papierchen bringen muß ...

    Ja. Ich hatte dazu schon einmal aus einer Website zitiert. In ihr wird man einen unserer regelmäßigen Forumsposter wiederfinden, der sich schon oft und kundig geäußert hat. Er ist selbst B-Trainer und seine ganze Familie ist enorm engagiert.
    Wie es so geschieht: es gab einmal einen verschnarchten kleinen Priovinzverein, an dem nichts, aber auch überhaupt nichts Interessantes war. Und dann kam eine Person und hat mit Engagement und mit viel viel familiärem Rückhalt den Verein hochgebracht und sportlich landesweit bekannt gemacht.

    Zitat

    Im Meisterschaftsbetrieb haben die Sportler des Vereins 40 Medaillen bei Kreismeisterschaften gewonnen. Dazu kamen 27 Medaillen bei Gaumeisterschaften und 18x Edelmetall bei den Landesmeisterschaften. Allein 9 Landesmeistertitel gingen im vergangenen Jahr nach XY. Dazu kamen zwei Medaillen bei den Deutschen Meisterschaften

    Ein bekanntes vergleichbares Beispiel aus meiner eigenen Region (SBSV) ist z.B. die Schießsportabteilkung der ESV Weil am Rhein. Verschlafener und provinzieller konnte man sich gelegentliches Bumm-Bumm-, Piff-Paff- Schießen (kein "Sport"!) gar nicht verstellen, als diie Blaschkas sich dieses Vereins annahmen. Und schaut, wo er heute steht.
    Aber zurück zum Thema:

    1. Wichtig ist zunächst einmal ein niedrigschwelliges Angebot. 'Es muss Leuten den Einstieg leicht machen. Das guilt übrigens nicht nur nur für Ausbilddung, sondern auch und vor allem für sogenannte "Vereinsämter" und gar noch "Verbandsämter". Die Führungsakadenmie des DOSB hat das eigentlich schon länger verstanden. Die Schützen aber weigern sich, buddleln sich mit dem Kopf noch tiefer in den Sand ein (immerhin ist's da unten feucht und etwas kühler als im gleißenden Licht an der Oberfläche) und jammern ungebrochen verdrießlich, dass sich weniger und weniger Freiwillige für "das Ehrenamt" finden, und es immer schwieriger werde, die Strukturposten zu besetzen --- tja, dann sollte man sich doch vielleicht mal fragen, ob es nicht eher am überlebten und nicht mehr zeitgerechten Zuschnitt der Strukturposten liegt, als an den Leuten? Denn die Bereitschaft, sich irgendwie zu engagieren, die ist nach wie vor vorhanden. Die Vereine und Verbände können sie nur oft nicht abrufen - und daran sind sie selbst schuld.

    2. Wichtig ist zweites ein BEDARFSorientiertes Abngebot. Man muss das anbieten, was die Leute interessierrt, und was von den Leuten gebraucht wird, Und nicht das, was man schon immer angeboten hat, weil's halt dazugehöört, und weil esTeil des unhinterfragbaren Kanons ist. Der BSSB hat das zum Teil (!) schon durchaus begriffen; die meisten anderen Landesverbände nicht einmal in Ansätzen.

    3. Aus- und Fortbildungen sind keine "Ehre", die Auserwählten gnädig zuteil wird. Sie sind ein Angebot, das beworben und schmackhaft gemacht werden muss, und von dem möglichst viiel (!) abgesetzt werden muss. Auuch dafür fehlt in den Strukturen des DSB JEDES Verständnis (mit, wie gesagt, der einen oder anderen schönen Ausnahme).

    4. "Wer sich freiwillig meldet, wird bestraft!" Alter Reichswehr-Grundsatz, und ehernes Struktzurprinzip des Ehrenamts im Schützenwesen. Wer einmal drin ist, wird mit Bei- und Mitämtern überladen, und lässt sich's oft noch gefallen (weil: "sonst macht's ja keiner"). Wer an zwei Wochendtagen als Kampfrichter bei Meisterschafterschaftenj helfen würden, wird für fünf zwangsrekrutiert. Resultat: Überlastung, Frust, Ausbrennem, mangelnder Nachwuchs.

    5. Das wichtigste für jeden Verein ist ein ausgebildeter Vereinstrainer oder Clubtrainer. Der kann u.U. hoch qualifiziert sein, oder nieder. Aber es muss ihn geben. In den meisten Schützenvereinen in Deutschland existiert er leider nicht; in den meisten anderen Sportvereinen dagegen ist er selbstverständlich.
    Nun: Bayern gehört bekanntlich nicht wirklich zu Deutschland und ist auch insofern eine atypische Ausnahme. Den sogenannten "Vereinsübungsleiter" (zu diesem kontraproduktiven Namen noch später) gibt es da tatsächlich öfters, und es wird regelmäßig dezentral (!) hierfür ausgebildet, meiner Erinnerung nach in zwei Ganztagsmodulen an einem Wochenende. Das ist für viele Freiwillige gut zu stemmen.

    6. Der Name "Vereinsübungsleiter" ist natürlich unmöglich. Er klingt nach Turnvater Jahn, nach Riegenführer, Antreten und Abzählen, nach Völkerball und ausgelaufenem Kakao, nach Turnbeutel und miefigen Umkleiden. Vergesst es. Was gemeint ist, ist der Trainer. Nennt ihn oder sie also auch so.

    7. Das französische System ist im Ergebnis des Leistungssports nicht sooo viel besser als das Deutsche. Eher sogar etwas schwächer. Aber im Jugendbereich und in der Trainerausbildung ist es uns WEIT voraus. Dort ist Trainerausbildung nämlich kein leerlaufender Selbstzweck mit Hürdenspringen und möglichst viele Voraussetzungen einsammeln (so wie bei "Spiel ohne Grenzen" seligen Angedenkens), sondern am tatsächlichen Vereinsbedarf orientiert.

    8. Aus einer Website. Zum Thema "Förderung" des freiwilligen Engagements - Motto: wenn Ihr schon Eure Zeit für andere opfert, dann müsst ihr dafür auch zahlen!
    "Wir freuen uns natürlich sehr über die Anerkennung unserer Jugendarbeit. Besonders begrüßen wir die Unterstützung unserer jungen Assistenztrainerin C., die es zusammen mit unserem zweiten Assistenztrainer M., trotz Kaderzugehörigkeit und Schulausbildung schafft, die Zeit für das Anleiten und Trainieren unserer Neuzugänge im Schülerbereich zu erübrigen. Die Sportjugend Hessen übernimmt für C. die Lehrgangskosten für die noch ausstehenden Lehrgänge zum Schießsportleiter und Trainer C.
    Natürlich hatten wir auch für M. auf ein Stipendium gehofft. Leider wurde aber nur ein Bewerber berücksichtigt. Er steht C. bei seinem Engagement in nichts nach und hätte das Stipendium ebenso verdient."

    Und um den abschreckenden Hindernislauf mal richtig zu beleuchten:

    Zitat

    "Unsere beiden Assistenztrainern für die Disziplin mehrschüssige Luftpistole C. und M. haben sich auf den Weg zu ihren Trainerlizenzen gemacht. Für die eigentliche Trainerausbildung müssen die Beiden zahlreiche Vorstufenqualifikationen erwerben. Der Nachweis über die erste Hilfe mit 16 Stunden war da das kleinste Problem. C. hat die erforderliche Waffensachkunde bereits absolviert. Für M. steht sie im Oktober auf dem Programm. Im nächsten Schritt haben unsere zwei C-Traineranwärter dann die Jugendbasislizenz in Angriff genommen. Hier werden die Grundlagen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Schießsport erarbeitet. Rechtsgrundlagen, Entwicklungsphasen, kindgerechte Gestaltung von Übungsstunden waren die Themen für den 20 Stunden umfassenden Lehrgang. Die Jugendbasislizenz ist nötig, um die waffenrechtlich gebotene besondere Obhut über Kinder und Jugendliche im Schießsport ausüben zu können. C. und M. haben ihre bisherigen Erfahrungen als Assistenztrainer und ihren Kaderhintergrund gut in die Ausbildung einbringen können und mit Erfolg teilgenommen. Unsere beiden Traineranwärter werden die Lizenz aus rechtlichen Gründen allerdings erst mit ihrer Volljährigkeit erhalten. Im Herbst ist dann noch der Schießsportleiterlehrgang zu absolvieren, bevor die eigentliche Trainerausbildung im Januar beginnt."

    Fehlt nur noch der Fußpflegeschein, die Diätassistentenausbildung (gute Erbnährung ist wichtig für Sportler!) und der Gender-Awareness-Kurs mit Diplom. Alles gaaaanz wichtige Voraussetzungen für die Trainerarbeit, zweifellos. Muss man unbedingt noch fordern.. weil, sonst könnte da ja jeder kommen !

    Carcano

  • Carcano,

    eine wirklich interessante Schilderung aus der Schützenwelt nur fehlt mir das Alleinstellungsmerkmal.

    Erfolgreiche Vereine aufgrund des besonderen Engagements einzelner Mitglieder kenne ich auch in anderen Sparten.

    Karl

  • Ich verstehe trotzdem nicht das Problem, das einige hier mit der Trainerausbildung haben.
    Es ist doch aus meiner Sicht klar strukturiert und auf den Bedarf der Vereine ausgerichtet. Die Ausbildungsordnung selbst ist ja vom DOSB vorgegeben. Daher sind die Schützen auch die einzigen, die einen C-Trainer Leistungssport kennen. Den gibts in anderen Sportarten nicht. Und ganz ehrlich: Ohne Vorwissen und die vorherigen Kurse ist aus meiner Sicht ein C-Schein auch nicht machbar.
    Für mich ist der erste Schritt der
    - Kurs zur Qualifizierten Standaufsicht - macht Sinn.
    - Vereinsübungsleiter - macht auch Sinn, zumal dort bei uns die Grundlagen für Pistole und Gewehr erklärt wurden, und zwar nicht am Beispiel Kinder. Braucht man auch für die besondere Obhut.
    - Erste-Hilfe-Kurs - nicht schlecht, wenn man ihn mal wieder gemacht hat, braucht man ja im Straßenverkehr und im wahren Leben immer wieder.
    - Befürwortung über den Gau - macht auch Sinn! Ich habe schon viele Schützen erlebt, die den C-Trainer machen wollten, um selbst voranzukommen und gar kein Interesse daran ihr Wissen an andere als Trainer weiterzugeben. Wenn so jemand einen Platz blockiert ist richtig doof für alle, die sich engagieren wollen.

    Wenn ich dann aber lese, dass sich ein Verein beschwert, dass ein Mitglied kein Stipendium vom Landesverband bekommen hat, dann lach ich mich tot. Bei uns ist es selbstverständlich, dass der Verein solche Kurse zahlt, wenn jemand daran Interesse hat. Und die Kursgebühr ist ja mehr ein Unkostenbeitrag. Da hat allein mein Hotel deutlich mehr gekostet für die Zeit. Der Kurs wurde also indirekt vom Verband subventioniert. Mein Verein hat nur für letztes Jahr 460 EUR Vereinspauschale bekommen, die Kursgebühr haben wir jetzt nach einem Mal schon wieder drin und unsere Kids und Erwachsene kann ich nun mit mehr Wissen versorgen und voranbringen.


  • Es ist doch aus meiner Sicht klar strukturiert

    Ja.

    Zitat

    und auf den Bedarf der Vereine ausgerichtet.

    Nein.

    Zitat

    Die Ausbildungsordnung selbst ist ja vom DOSB vorgegeben.


    Nein.

    Zitat

    Daher sind die Schützen auch die einzigen, die einen C-Trainer Leistungssport kennen. Den gibts in anderen Sportarten nicht.


    Tja. Jedem seinen eigenen Blödsinn. Vielleuicht hat der Rasenkraftsportverband ja einen Trainer Tauziehen linksdrehend und einen Trainer Tauziehen rechtsdrehend?

    Zitat

    Und ganz ehrlich: Ohne Vorwissen und die vorherigen Kurse ist aus meiner Sicht ein C-Schein auch nicht machbar.

    Unfug. Und den Fußpflegeschein ja nicht vergessen. Gender course diploma sowieso.

    Carcano

  • @ Carcano:

    Wie würdest du die Trainerausbildung denn besser bzw. effektiver machen wollen?

    Hast du den C-Schein?